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Kleine Faserkunde

Naturfasern

Beim Wachstum der Pflanzen findet ein chemischer Vorgang statt, der durch das Chlorophyll des Blattgrüns, das Kohlendioxid der Luft, aus Sonnenlicht und Wasser die Zellulose bildet. Dies ist der Hauptbestandteil von Baumwolle und Leinen. Bei den Fasern tierischen Ursprungs handelt es sich mit Ausnahme der Seide um Tierhaare, die als Fell wachsen und von der Haut geschoren oder gezupft werden. Die Seide entspringt dagegen der Drüse einer Raupe. Alle Fasern werden zu Garnen versponnen und schließlich zu Stoffen gewebt oder gewirkt.

 

Die Baumwollpflanze ist ein Strauch (USA, Ägypten). Die Fasern der aufgesprungenen Samenkapseln sind das Spinnmaterial. Diese Fasern bestehen zu 90% aus Zellulose. 

Qualitätsunterschiede ergeben sich aus Faserlänge und Feinheit: Je länger die Faser, desto gleichmäßiger und haltbarer; und je feiner die Faser, desto weicher und angenehmer ist sie. Unterschiede gibt es auch in Farbe, Glanz und Reinheit der Faser. Baumwolle wird universell für die ganze Bekleidung eingesetzt. Sie wird entweder allein oder in Mischungen mit Chemie- oder anderen Naturfasern verarbeitet. Das Quellvermögen der Faser ermöglicht eine hohe Feuchtigkeitsaufnahme. Baumwolle kann keine Wärme speichern, allerdings hat angeraute Baumwolle gewisse Wärmerückhaltungseigenschaften.

Verkaufsargumente für die Baumwolle: 

  • angenehm auf der Haut, atmungsaktiv 
  • Körperfeuchtigkeit wird schnell aufgenommen
  • strapazierfähig 
  • sehr gut zu pflegen, auch bei höheren Temperaturen waschbar 
  • heutzutage üblicherweise gegen Einlaufen ausgerüstet 
  • keine statische Aufladung 
  • pflanzliches Naturprodukt

 

Leinen wird aus Flachs gewonnen (Italien). Die Gewinnung ist aufwändig und kostspielig. Die Leinenfasern bestehen zu 70% aus Zellulose, der Rest ist Pflanzenleim. Beide Bestandteile verleihen der Faser Steifheit, Festigkeit, Glanz und Saugfähigkeit. 

Leinen wird alleine oder in Mischungen mit anderen Fasern verarbeitet. Hauptprodukte sind sportliche Jacken, Röcke und Hosen, aber auch Anzüge und Sakkos. Im Griff ist Leinen fester und kühler als Baumwolle. Es hat eine hohe und schnelle Feuchtigkeitsaufnahme, die Faserstruktur kann keine Wärme speichern. Der modische Knittereffekt ist in der Faser begründet. Falten und Kniffe können nur durch Bügeln in feuchtem Zustand oder mit Dampf beseitigt werden. 


Verkaufsargumente für Leinen: 

  • Gewebestruktur wirkt sportlich-rustikal 
  • der Stoff fühlt sich glatt und kühl an 
  • hohe Farbbrillanz
  • hohe Feuchtigkeitsaufnahme 
  • modischer Knittereffekt (Edelknitter) 
  • gegen Schmutz unempfindlich
  • pflanzliches Naturprodukt 
  • Anbau kaum umweltbelastend

 

Chemiefasern

Für die Zellulosefasern ist der Ausgangsstoff ein Naturprodukt, i.d.R. Holz. Die Ausgangsmasse für synthetische Fasern wird bei der Verarbeitung fossiler Rohstoffe (Oil) gewonnen. 
Die ursprüngliche Basis synthetischer Fasern bilden erdgeschichtliche Pflanzen. Die Chemiefasern werden durch Pressen der Grundmasse durch eine Düse erzeugt. Anschließend werden sie zu Garnen versponnen.

 

Viskose besteht – wie die Baumwolle – aus Zellulose, also aus einem natürlichen Grundstoff. Da die Viskose aber auf chemischem Wege hergestellt wird, dürfen wir sie (laut Textilkennzeichnungsgesetz) nicht als Naturfaser bezeichnen.
 

Viskose wird entweder allein oder in Mischungen mit Natur- oder anderen Chemiefasern verarbeitet. Sie wird ganz universell in der Bekleidung eingesetzt. Aus dem Grundstoff kann eine sehr feine und gleichmäßige Faser gesponnen werden. Dadurch entsteht der weiche Griff und fließende Fall eines Stoffes aus Viskose. Die hohe Feuchtigkeitsaufnahme der Faser (sehr viel höher als bei Baumwolle) ermöglicht gutes Färben und Bedrucken; deshalb sind Stoffe aus Viskose häufig farbintensiver als aus reiner Baumwolle. Die Reaktion auf Feuchtigkeit und der niedrige Preis machen Viskose auch besonders geeignet für Futterstoffe. 


Verkaufsargumente für die Viskose: 

  • gute Farb- und Lichtbeständigkeit 
  • weich, anschmiegsam, hautsympathisch 
  • schnelle und hohe Feuchtigkeitsaufnahme 
  • in Mischungen mit Baumwolle oder Polyester gut waschbar 
  • seidiger Glanz des Stoffes und schöner Fall 
  • besteht aus natürlichem Grundstoff

 

Modal wird oft als modifizierte (verbesserte) Viskose bezeichnet, da sie nach einem modifizierten Viskose – Spinnverfahren hergestellt wird. Die Faser ist weicher und gleichzeitig stabiler. Gegenüber Viskose hat Modal eine verbesserte Reiß- und Scheuerfestigkeit. Modalfasern besitzen auch ähnliche Eigenschaften wie die Baumwolle und werden deshalb oftmals in Mischungen für hochwertige Qualitätsprodukte verwendet. Dabei gibt das Modal der Baumwolle einen eleganten Griff und feinen Glanz. Auch die Polynosic Fasern gehören zu den Modalfasern und müssen so gekennzeichnet werden. 


Ein großer Vorteil der Modalfaser besteht in ihrer Pflegeleichtigkeit: In ungefärbtem Zustand kann sie sogar gekocht werden. Deshalb findet man Modalfasern häufig im Wäschebereich.


Verkaufsargumente für Modal: 

  • fein, weich und glänzend 
  • farbintensiv 
  • sehr hautsympathisch und atmungsaktiv 
  • pflegeleicht und formbeständig 
  • Zellulosefaser (wie Viskose)

 

 

Lyocell (Tencel) ist die neueste Entwicklung im Bereich der Zellulosefasern. Für die Faser wird die Zellulose mittels eines ungiftigen Lösungsmittels (NMMO) direkt gelöst und versponnen, wobei man das Lösungsmittel fast komplett wieder verwenden kann. Die Herstellung ist somit besonders umweltfreundlich. 


Aufgrund der außerordentlichen Stabilität und Festigkeit ist Tencel, nach der Baumwolle, die erste Faser, mit der Denim – Look erzielt werden kann. Es entsteht ein Oberstoff, der eine verblüffende Blue-Jeans-Optik hat, aber den Griff und Fall von gewaschener Seide. Der Stoff ist beanspruchbar und kann problemlos stone- oder sandwashed behandelt werden.

Tencel wird zur Verbesserung der Trageeigenschaften auch in Mischungen mit Naturfasern eingesetzt.


Verkaufsargumente für Lyocell/Tencel: 

  • Zellulosefaser (wie Viskose), biologisch abbaubar
  • pflegeleicht und atmungsaktiv 
  • hautsympathisch weich und trotzdem beanspruchbar 
  • fließender, geschmeidiger Fall 
  • dezenter, seidiger Glanz 
  • farbintensiv